Stellen Sie sich vor, Sie leben im 12. Jahrhundert. Klöster sind die Google der damaligen Zeit—Orte des Wissens, der Musik und manchmal auch der Rebellion. Mitten in dieser Welt schrieb Hildegard von Bingen Geschichte: als Äbtissin, Komponistin und Universalgelehrte, die Spiritualität und Wissenschaft verband.
Ihr Werk Scivias war ein Bestseller des Mittelalters—visionär, fast wie ein Blog avant la lettre. Doch sie war mehr als eine Mystikerin: Sie kritisierte Fastfood (ja, damals gab’s das schon!) und stellte sich sogar Päpsten mutig entgegen.
2012 wurde Hildegard Bingen heiliggesprochen—ein Marketing-Boost für ihre Popularität. Doch ihre wahre Stärke? Sie blieb sich treu: eine Frau, die mit Feder, Kräutern und Überzeugung die Welt veränderte.
Einleitung: Die Bedeutung Hildegards von Bingen
Wer im 12. Jahrhundert als Frau Gehör finden wollte, brauchte Mut – und Visionen. Die Benediktinerin nutzte beides: Sie schrieb medizinische Abhandlungen, komponierte Musik und predigte vor Bischöfen. Ihr Werk war so vielfältig wie ein modernes Startup – nur ohne PowerPoint.
Warum sie heute noch relevant ist
Ihre ökologische Theologie klingt erstaunlich aktuell. Sie sah die Natur als Teil der Schöpfung, die es zu schützen gilt – ein mittelalterlicher Vorläufer der Fridays-for-Future-Bewegung. Selbst ihre Kräuterrezepte werden noch heute in der Naturheilkunde genutzt.
Ihr Briefwechsel mit Mächtigen? Das Mittelalters-Äquivalent zu Networking-Events. Sie bewies: Auch ohne Twitter kann man Einfluss nehmen.
Ihre Rolle als Pionierin der Wissenschaft
Ohne Labor oder Mikroskop erforschte sie Krankheiten. Ihre Beschreibung von Migräne-Auren gilt als erste in der Medizingeschichte. Ihr „Labor“ war der Klostergarten – und ihr wichtigstes Werkzeug die Beobachtung.
2012 ernannte der Vatikan sie zur Kirchenlehrerin. Eine späte Anerkennung für eine Frau, die schon vor 900 Jahren wusste: Wissen ist Macht – besonders wenn man es teilt.
Kindheit und frühe Jahre (1098-1112)
Als zehntes Kind einer Adelsfamilie hatte sie von Anfang an eine besondere Rolle. Im Mittelalter galt das zehnte Kind als „Gottesgeschenk“ – und das hieß oft: ab ins Kloster. Ob sie in Bermersheim oder Niederhosenbach geboren wurde, ist bis heute umstritten. Sicher ist: Ihre Taufkirche steht noch heute in Bermersheim.
Von Visionen und Migräne
Schon mit drei Jahren sah sie Lichterscheinungen. Ärzte heute vermuten Migräne-Auren. Für sie waren es göttliche Botschaften. Diese Visionen prägten ihr ganzes Leben – und machten sie gleichzeitig zur Außenseiterin.
Klosterleben mit acht
Mit acht kam sie zu Jutta von Sponheim – so etwas wie mittelalterliches Homeschooling. Statt Spielen lernte sie Latein, Bibeltexte und Kräuterheilkunde. Kein einfaches Leben für ein Kind, aber der Startpunkt einer unglaublichen Karriere.
Ereignis | Jahr | Bedeutung |
---|---|---|
Geburt | 1098 | Zehnter Nachkomme, Kloster bestimmt |
Erste Visionen | 1101 | Spirituelle Prägung |
Klostereintritt | 1106 | Ausbildung bei Jutta von Sponheim |
Lernjahre im Kloster Disibodenberg
Gregorianische Gesänge, Kräuterdüfte und Wachstäfelchen: Der Alltag im Kloster war ihr Hörsaal. Hier verbrachte sie prägende Jahre – zwischen Gebet, Gartenarbeit und geistigen Expeditionen. Disibodenberg war kein Ort der Stille, sondern ein Thinktank des 12. Jahrhunderts.
Ausbildung unter Jutta von Sponheim
Jutta von Sponheim lehrte sie mehr als Latein. Ihr Unterricht war ein spirituelles Bootcamp:
- Stundenlange Psalmen – das mittelalterliche Ausdauertraining
- Kräuterkunde als frühe Biologie-Vorlesung
- Visionen diskutieren wie heutige Case Studies
Eine strenge Mentorin? Ja. Aber auch eine, die ihreSeeleverstand.
Entwicklung ihrer spirituellen Gaben
Ihre Visionen wurden klarer, fast wie ein inneres Navigationssystem. Auf Wachstäfelchen skizzierte sie erste Gedanken – das Werk einer zukünftigen Universalgelehrten. Bernhard von Clairvaux bestärkte sie später: „Deine Gaben sind kein Zufall.“
Und dann geschah das erste Wunder: Eine Mitschwester soll durch ihre Gebete geheilt worden sein. Ob göttlich oder placebo – im Kloster sprach sich ihr Ruf herum.
Die Wende: Visionen und göttlicher Auftrag (1141)
Plötzlich, im Jahr 1141, änderte sich alles – ein Lichtstrahl traf sie wie ein göttlicher Blitz. Was folgte, war keine gewöhnliche Klostervision, sondern ein klarer Auftrag: „Schreibe, was du siehst!“ Für eine Frau des 12. Jahrhunderts eine gewagte Aufforderung.
Die entscheidende mystische Erfahrung
Ihre Visionen wurden jetzt so intensiv, dass sie sie nicht länger ignorieren konnte. Farben, Formen, Stimmen – es war, als ob der Himmel direkt mit ihr sprach. Ärzte würden heute von neurologischen Phänomenen reden. Für sie war es göttliche Inspiration.
Beginn der schriftstellerischen Tätigkeit
Zusammen mit Volmar, ihrem treuen Sekretär, begann sie ihre Eingebungen aufzuzeichnen. Eine Art mittelalterliches Ghostwriting: Er übersetzte ihre Worte ins Latein, sie kontrollierte jedes Detail. Teamwork war eben schon im Mittelalter entscheidend.
Scivias: Ihr erstes großes Werk
Das Ergebnis war der Liber Scivias („Wisse die Wege“). Kein trockenes Theologiebuch, sondern ein Werk voll lebendiger Miniaturen – die Infografiken des 12. Jahrhunderts! Papst Eugen III. war so beeindruckt, dass er persönlich sein Okay gab. Ein seltener Fall von päpstlichem Imprimatur für eine Frau.
Heute würde man sagen: Der Scivias ging viral. Von Kloster zu Kloster verbreitete sich ihr Ruf als Visionärin – und das ganz ohne Social Media.
Hildegard von Bingen als Theologin und Mystikerin
Theologie war im Mittelalter selten weiblich – doch eine Ausnahme prägte die Geschichte. Ihre Ideen verbanden Himmel und Erde wie ein mittelalterliches WLAN: stets verbunden, aber voller Geheimnisse.
Ihre einzigartige spirituelle Theologie
Sie sah die *Seele* als Garten: Manchmal wild wuchernd, manchmal streng geordnet. Ihre Mikrokosmos-Makrokosmos-Lehre erklärte den Menschen als Spiegel des Universums – eine Art Öko-Theologie, bevor der Begriff erfunden war.
- Theologie zum Anfassen: Sie verglich Gottes Liebe mit Heilkräutern – unsichtbar, aber wirksam.
- Ihre Tugenden-Lehre war psychologisch scharfsinnig: Sie beschrieb Neid als „Gift, das man selbst trinkt“.
Das Verhältnis von Vision und Vernunft
Für sie waren Visionen kein Widerspruch zur Logik. Stattdessen nutzte sie Bilder wie ein mittelalterliches PowerPoint:
„Das Licht sprach zu mir – aber ich fragte nach dem Warum.“
Ein Brückenschlag zwischen Mystik und Vernunft, der sogar moderne Neurologen staunen lässt.
Beziehung zu Bernhard von Clairvaux
Der berühmte Mönch war ihr spiritueller Sparringspartner. In ihren Briefen diskutierten sie Gott wie Kollegen in einer mittelalterlichen Denkfabrik. Sein Rat? „Schreib weiter – selbst wenn die *Kirche* murrt.“
Heute würde man sagen: Ihr Netzwerk war ihr Erfolgsgeheimnis. Nur ohne LinkedIn-Profil.
Gründung des Klosters Rupertsberg
1150 war ein Jahr des Aufbruchs – endlich ein eigenes Zuhause für visionäre Ideen. Die Äbtissin verließ Disibodenberg, um ihr Kloster nach eigenen Regeln zu gestalten. Kein Zufall: Die Architektur folgte ihren Visionen, fast wie ein göttlicher Bauplan.
Konflikte mit dem Disibodenberg
Der Umzug war kein Spaziergang. Die Mönche wollten ihre Autorität nicht teilen – doch die charismatische Äbtissin setzte sich durch. Ihr Argument? „Gott sprach durch meine Visionen.“ Ein mittelalterliches Machtwort.
Die Bedeutung eines eigenen Wirkungsortes
Das Kloster Rupertsberg war mehr als Steine: Es symbolisierte Freiheit. Die Nonnen wohnten in lichtdurchfluteten Räumen – ungewöhnlich für die Zeit. Feministische Raumplanung? Damals nannte man es göttliche Fügung.
Struktur und Alltag im neuen Kloster
Von Gebeten bis Dinkelbrot: Der Tagesablauf war streng, aber sinnvoll. Ein Beispiel:
Uhrzeit | Aktivität | Besonderheit |
---|---|---|
5:00 | Vigilien | Stille Gebete im Kerzenschein |
7:00 | Kräutersammeln | Heilpflanzen für die Apotheke |
12:00 | Mahlzeit | Mit selbst gebackenem Brot |
Ein Ort des Lernens, Heilens – und manchmal auch des leisen Widerstands. Denn wer eigene Regeln macht, braucht Mut.
Hildegards wissenschaftliche Arbeiten
Wissenschaft im Mittelalter? Für eine Frau ein fast unmögliches Unterfangen – doch nicht für unsere Protagonistin. Ihre Werke waren Enzyklopädien des praktischen Wissens: voller Kräuterrezepte, Krankheitsbeschreibungen und verblüffender Einsichten. Während Männer an Universitäten diskutierten, forschte sie im Klostergarten.
Physica: Naturkundliche Erkenntnisse
Die Physica war ihr Natur-Lexikon – 280 Pflanzen, Tiere und Steine genau beschrieben. Kein trockenes Lehrbuch, sondern eine Anleitung zum Heilen. Ihr Geheimnis? Sie beobachtete genau:
- Brennnesseln gegen Gicht – „wie Feuer, das den Schmerz vertreibt“
- Bertramwurzel für die Verdauung – „als würde ein Engel den Magen streicheln“
- Edelsteine nicht nur als Schmuck, sondern als Heilmittel
Causae et Curae: Medizinisches Wissen
In Causae et Curae ging es um die Heilung des ganzen Menschen. Sie adaptierte die antike Humoralpathologie – aber mit eigenen Ideen:
„Gleichgewicht ist mehr als nur Säftelehre – es ist Harmonie zwischen Körper und Seele.“
Besonders revolutionär: Ihre Beschreibungen weiblicher Gesundheit. Ein Tabuthema, das männliche Ärzte oft ignorierten.
Ihre Methodik und Quellen
Ohne Mikroskop oder Labor arbeitete sie wie eine mittelalterliche Detektivin:
Methode | Traditionelle Anwendung | Hildegards Innovation |
---|---|---|
Aderlass | Standard bei Fieber | Kombinierte ihn mit Kräutern |
Kräuterkunde | Überlieferte Rezepte | Systematische Wirkungsbeschreibung |
Diagnose | Pulsfühlen | Beachtete auch Träume und Stimmungen |
Ihr Wissen war so gefragt, dass selbst Bischöfe um Ratschläge baten. Ein Erfolgsgeheimnis? Sie hörte nicht nur auf Bücher – sondern auch auf die Erfahrungen einfacher Leute.
Musik und künstlerisches Schaffen
Wer im Mittelalter die *Seele* heilen wollte, griff oft zur Harfe statt zur Apotheke. Ihre 77 erhaltenen Kompositionen waren mehr als Gebete – sie waren eine mittelalterliche Therapie. Heute würde man sagen: Sie mixte Gregorianik mit Eigenkompositionen – der Spotify des 12. Jahrhunderts.
Der Ordo Virtutum: Ein spirituelles Drama
Der Ordo Virtutum war das erste Musical der Kirchengeschichte. Kein einfaches Stück: Es erzählte vom Kampf der Tugenden gegen den Teufel – ganz ohne Spezialeffekte. Die Aufführungspraxis war so lebendig, dass manche Nonnen wohl ins Schwitzen kamen.
Hildegards Kompositionen
Ihre Stücke klangen wie gemalte Bilder. Synästhetische Konzepte verbanden Töne mit Farben – eine Art mittelalterlicher Virtual Reality. Besonders bekannt: ihre Vertonungen, die noch heute Metal-Bands inspirieren.
Musik als Teil der Heilkunde
Psalmen gegen Depressionen, Gesänge für die Verdauung – ihre Musik war Apotheke und Gebet zugleich. Eine ihrer Methoden:
Anwendung | Wirkung | Modernes Äquivalent |
---|---|---|
Gregorianische Choräle | Beruhigung der *Seele* | ASMR-Videos |
Harfenklänge | Linderung von Kopfschmerzen | White Noise |
Gruppengesang | Stärkung der Gemeinschaft | Team-Building |
Ihr Geheimnis? Sie verstand, dass Heilung nicht nur vom Körper kommt – sondern auch von den Ohren.
Politische Einflussnahme und Korrespondenz
Briefe waren ihre Waffe, Worte ihre Macht – eine Frau im Dialog mit Königen und Päpsten. Ohne Social Media baute sie ein Netzwerk auf, das selbst Kaiser Barbarossa beeindruckte. Ihre 300 erhaltenen Schreiben zeigen: Politik wurde nicht nur in Burgen, sondern auch in Klöstern gemacht.
Briefwechsel mit den Mächtigen
Ihre Tinte floss für Bischöfe, Äbte und sogar den Papst. In einem Schreiben an Friedrich Barbarossa warnte sie: „Handle klug, sonst trifft Gottes Zorn dich wie einen Blitz.“ Keine leere Drohung – der Kaiser suchte später tatsächlich ihren Rat.
Ihre Themen waren vielfältig:
- Kirchenreformen („Die Kirche soll ein Garten sein, kein Dornenfeld“)
- Politische Ratschläge („Regiere mit Weisheit, nicht mit Schwert“)
- Seelsorge für einfache Menschen
Sturm im Wasserglas: Der Exkommunizierten-Streit
1178 eskalierte ein Konflikt mit dem Mainzer Bischof. Sie bestattete einen Exkommunizierten – gegen dessen ausdrücklichen Befehl. Die Antwort? Ein Predigtverbot. Doch sie konterte mit einem Brief an den Papst und gewann. Ein Comeback, das selbst moderne PR-Profis staunen lässt.
Predigttournee: Rockstar in Habit
Zwischen 1158 und 1170 reiste sie durch Deutschland – ungewöhnlich für eine Nonne. Ihre Auftritte waren voll besetzt. In Köln kritisierte sie korrupte Kleriker so scharf, dass einige rot anliefen. Heute würde man sagen: Sie verband TED-Talk-Inhalte mit der Energie einer Bühnenikone.
Adressat | Thema | Wirkung |
---|---|---|
Friedrich Barbarossa | Kaiserkrönung | Politische Beratung |
Papst Eugen III. | Visionen | Offizielle Anerkennung |
Mainzer Bischof | Exkommunikation | Öffentlicher Disput |
Die drei großen Visionswerke
Drei Bücher, die das Mittelalter neu dachten – eine spirituelle Trilogie, die bis heute fasziniert. Ihre Visionen wurden nicht nur aufgeschrieben, sondern in ein literarisches Universum verwandelt. Vom persönlichen Wegweiser bis zur Kosmologie spannte sich ihr Werk.
Scivias (Wisse die Wege)
Der Liber Scivias war ihr erstes Opus – eine Art spirituelle Landkarte. 35 Miniaturen zeigten Himmel und Hölle wie ein mittelalterliches Storyboard. Besonders revolutionär: Sie beschrieb die Seele als Flamme, die niemals erlischt.
Modern gesprochen: Ein Selbsthilfebuch mit göttlichem Copyright. Die Handschrift überstand sogar den Zweiten Weltkrieg – versteckt in einem Dresdner Banktresor.
Liber vitae meritorum (Buch der Lebensverdienste)
Hier wurde aus Mystik praktische Lebenshilfe. 35 Tugenden und Laster debattieren wie in einer mittelalterlichen Talkshow. Ihr Rat zu Neid?
„Er frisst dich von innen – wie Rost am Schwert.“
Heute würde man sagen: Ein Coaching-Guide fürs 12. Jahrhundert. Mit dem Unterschied, dass ihre Ratschläge ohne teure Seminare auskamen.
Liber divinorum operum (Buch der göttlichen Werke)
Ihr kosmologisches Meisterwerk: Der Mensch als Mikrokosmos im Einklang mit der Natur. Erstaunlich aktuell – fast wie ein Öko-Manifest vor 800 Jahren. Ihre Warnung: „Wer die Erde ausbeutet, zerstört Gottes Atem.“
Werk | Entstehung | Innovation |
---|---|---|
Scivias | 1141-1151 | Bild-Text-Kombination |
Liber vitae meritorum | 1158-1163 | Psychologische Tugendlehre |
Liber divinorum operum | 1163-1174 | Ökologische Theologie |
Vom Naziraub gerettet, heute digital verfügbar – ihre Worte überdauerten Kriege und Krisen. Ein Beweis: Wahre Weisheit ist zeitlos.
Späte Jahre und zweite Klostergründung
Mit 67 Jahren startete sie noch einmal durch – eine zweite Klostergründung als Altersprojekt. Während andere sich zur Ruhe setzten, baute sie 1165 das Kloster Eibingen. Kein gewöhnlicher Ort: Die heutige Pfarrkirche bewahrt ihre Reliquien wie einen mittelalterlichen Schatz.
Das Kloster in Eibingen
Eibingen war kein Zufall. Die Lage am Rhein symbolisierte Fluss des Wissens. Modern gesagt: Ein Thinktank mit Blick aufs Wasser. Besonderheiten:
- Doppelnutzung: Kirche für die Öffentlichkeit, Klausur für Nonnen
- Kräutergärten als lebende Apotheke
- Schreibstube für ihre letzten Werke
Heute pilgern Besucher dorthin – nicht nur für Gebete, sondern auch für perfekte Instagram-Fotos.
Letzte Visionen und Schriften
In ihren letzten Jahren wurden die Visionen dringlicher. Fast wie ökologische Warnungen:
„Wenn der Mensch die Erde vergiftet, erstickt er Gottes Atem.“
Ihre Schriften aus dieser Zeit lesen sich wie ein Testament: voller Ratschläge für künftige Generationen. Besonders aktuell: Ihre Warnungen vor Umweltzerstörung.
Der Interdikt-Konflikt
Selbst am LebensEnde blieb sie streitbar. Der Bischof verhängte das Interdikt – kein Gottesdienst mehr! Der Grund? Sie bestattete einen Exkommunizierten. Ihre Antwort war typisch:
Partei | Argument | Ergebnis |
---|---|---|
Bischof | Gehorsamsbruch | Interdikt |
Äbtissin | „Barmherzigkeit siegt“ | Widerruf nach 6 Monaten |
Ein letzter Sieg für ihre Überzeugungen – und ein Beweis: Auch mit 80 ändert man seine Prinzipien nicht.
Tod und Nachwirkung
Der 17. September 1179 markierte das Ende einer Ära – doch der Anfang einer Legende. Mit 81 Jahren schloss die Äbtissin für immer die Augen, umgeben von ihren Schwestern in Eibingen. Ihr letztes Wort? „Das Licht kommt.“ – typisch für eine Frau, die ihr Leben lang Visionen folgte.
Ihr Ableben am 17. September 1179
Die Sterbeszene glich einem mittelalterlichen Drama: Kerzen flackerten, Nonnen beteten, und angeblich erstrahlte ihr Gesicht noch im Tod. Selbst ihre letzten Worte wurden zum Rätsel – waren es Halluzinationen oder göttliche Botschaften?
Ihr Grab in Eibingen wurde schnell zum Pilgerort. Ein Reliquien-Krimi begann: Knochen verschwanden, tauchten wieder auf – fast wie in einem historischen Thriller.
Der Weg zur Heiligsprechung
Die Heiligsprechung dauerte länger als ein mittelalterlicher Dauerlauf: 800 Jahre! Erst 2012 gab’s den päpstlichen Segen. Warum die Verzögerung?
- Mittelalterliche Bürokratie (sogar Heilige brauchten Patience)
- Zweifel an ihren Visionen (Frauen galten schnell als „hysterisch“)
- Politische Wirren (Kriege, Reformation, Papst-Wechsel)
Ernennung zur Kirchenlehrerin
Benedikt XVI. krönte ihr Werk 2012 mit dem Titel Kirchenlehrerin. Ein feministischer Etappensieg: Sie war erst die vierte Frau mit dieser Ehre. Ihr Geheimnis?
„Sie lehrte nicht mit Dogmen – sondern mit Bildern, die jeder verstand.“
Ereignis | Jahr | Ironie der Geschichte |
---|---|---|
Tod | 1179 | Beginn der Verehrung |
Heiligsprechung | 2012 | Länger als der Dreißigjährige Krieg |
Kirchenlehrerin | 2012 | Doppelte Ehrung durch denselben Papst |
Heute feiert man ihren Gedenktag am 17. September – mit allem von Gregorianik bis Kräuterworkshops. Ein Beweis: Echte Legenden sterben nie – sie werden nur zeitgemäß interpretiert.
Hildegards Bedeutung für die moderne Welt
Was hat eine Nonne aus dem 12. Jahrhundert mit Bio-Supermärkten zu tun? Mehr, als man denkt. Ihre Ideen wirken heute in Kliniken, Büchern und sogar auf Demoschildern. Ein mittelalterlicher Bio-Blogger – nur ohne Smartphone.
Feministische Interpretationen
Gender Studies feiern sie als Role Model. Eine Frau, die Päpste kritisierte und Bücher schrieb – im Mittelalter! Ihr Trick? Sie nannte ihre Stimme „göttlich“. Wer würde da widersprechen?
Heute diskutieren Forscherinnen: War sie spirituell oder einfach clever? Ihr Scivias gilt als feministisches Manifest avant la lettre. Ein Beweis: Manchmal braucht es Visionen, um Gehör zu finden.
Naturheilkunde und Hildegard-Medizin
Dinkelbrot gegen Migräne, Bertram für die Verdauung – ihre Rezepte boomen. Doch Vorsicht: Nicht alles ist evidenzbasiert. Ärzte streiten über die Naturheilkunde:
- Placebo-Effekt oder echte Wirkung?
- Kräutertees: oft hilfreich, manchmal Hokuspokus
- Moderne Adaptionen in der Komplementärmedizin
Fakt ist: Ihre Beobachtungsgabe war erstaunlich. Ohne Mikroskop erkannte sie Zusammenhänge, die die Schulmedizin erst später verstand.
Ihre ökologische Theologie
Sie sah die Schöpfung als Netzwerk – alles verbunden, alles schützenswert. Klimaaktivisten zitieren sie heute: „Wer Bäume fällt, tötet Gottes Atem.“
Ihre Lehre klingt wie ein mittelalterlicher Greenpeace-Bericht:
Ihre Idee | Moderne Entsprechung |
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Harmonie von Mensch und Natur | Nachhaltigkeitsziele der UN |
Heilpflanzen als Apotheke | Urban-Gardening-Bewegung |
Warnung vor Gier | Kritik an Fast Fashion |
Ob Kräutergarten oder Klimastreik – ihr Erbe lebt weiter. Nicht als Relikt, sondern als Roadmap.
Fazit: Hildegards bleibendes Vermächtnis
Was bleibt von einer Frau, die vor 900 Jahren die Welt veränderte? Hildegard Bingen war mehr als eine Mystikerin – sie war Vordenkerin. Ihr Werk verbindet Spiritualität und Wissenschaft, als hätte sie das 21. Jahrhundert vorausgeahnt.
Zwischen Klostermauern und Kräutergärten schuf sie Ideen, die heute noch wirken: Ökologie, Feminismus, Heilkunde. Kritiker mögen sagen, ihr Mythos überstrahle die Realität. Doch wer sonst schrieb im Mittelalter über Migräne – und Klimaschutz?
Ihr Erbe lebt in Eibingen, in Naturheilkunde-Büchern und sogar auf Demoschildern. Eine Inspiration für alle, die mutig denken – jenseits von Klischees und Jahrhunderten.