Vor wenigen Jahren noch undenkbar, heute Realität: Die Bundeswehr setzt ein klares Zeichen für Vielfalt. Seit dem 3. Juli 2025 wehen vor den Dienstsitzen in Berlin und Bonn bunte Fahnen – ein historischer Moment für die Truppe.
„Der Wind in der Bundeswehr hat sich gedreht“, betont Dr. Jan Stöß, Rechtsabteilungsleiter. Die Entscheidung fiel bewusst vor dem Christopher Street Day, um Solidarität mit Soldatinnen und Soldaten aller Orientierungen zu zeigen.
Was als interne Geste begann, wurde schnell zum medialen Symbol. Die Flaggenhissung markiert einen Wendepunkt – weg von alten Vorurteilen, hin zu gelebter Kameradschaft.
Verteidigungsministerium hisst Regenbogenflagge als Symbol der Solidarität
Zwei Dienstsitze, eine Botschaft: Vielfalt zählt. Seit 2023 gehört die Beflaggung mit dem Regenbogen am 3. Juli zur Tradition – ein Bekenntnis Vielfalt gegenüber queeren Soldatinnen und Soldaten.
Aktuelle Geste an den Dienstsitzen Berlin und Bonn
Berlin und Bonn zeigen Flagge – im wörtlichen Sinn. Der Bonner Standort, einst Symbol der alten Hauptstadt, unterstreicht damit die bundesweite Bedeutung. Protokollarisch ungewöhnlich, aber bewusst gewählt: Die Fahnen wehen parallel zum Dienstgebäude.
Der 3. Juli ist kein Zufallsdatum. 2000 wurde der diskriminierende Erlass gegen Homosexuelle aufgehoben, 2021 trat das Rehabilitierungsgesetz in Kraft. „Ein Tag der doppelten Befreiung“, so interne Dokumente.
Reaktionen und Statements von Ministeriumsvertretern
Dr. Jan Stöß, Rechtsabteilungsleiter, bringt es auf den Punkt:
„Kameradschaft kennt keine Orientierung. Wer dient, verdient Respekt – unabhängig davon, wen man liebt.“
Hinter den Kulissen gab es Debatten. Während Ministerin Lambrecht zögerte, setzte Pistorius 2023 ein Zeichen. Betroffene berichten von Karrierebrüchen – nun soll das SoldRehaHomG Wiedergutmachung leisten. Anträge sind noch bis Juli 2026 möglich.
Historischer Kontext: Diskriminierung homosexueller Soldatinnen und Soldaten
1984 traf ein Erlass die Bundeswehr wie ein Donnerschlag – mit fatalen Konsequenzen. Homosexualität galt fortan als „Dienstunfähigkeitsgrund“. Betroffene wurden systematisch ausgemustert oder degradiert.
Der umstrittene Erlass von 1984 und seine Folgen
Aus Archivdokumenten geht hervor: Der Erlass stufte „einvernehmliche homosexuelle Handlungen“ als „pflichtwidrig“ ein. Militärärzte stellten oft pauschal Dienstunfähigkeits-Atteste aus – eine perfide Methode.
- Fallbeispiel Klaus Bornemann: Der Unteroffizier klagte 1998 erfolgreich gegen seine Entlassung. Sein Fall wurde zum Symbol des Widerstands.
- Geheimdienstmethoden: Observationen in Schwulenbars und heimliche Befragungen von Bekannten.
Der 3. Juli 2000: Ein Wendepunkt für die Bundeswehr
An diesem Tag hob die Bundeswehr den Erlass offiziell auf. Oberstleutnant Dr. Storkmanns Studie „Tabu und Toleranz“ belegte das Ausmaß des Unrechts: Rund 1.200 Soldaten waren betroffen.
„Die Rehabilitierung kam spät – aber sie kam. Die 3.000-€-Entschädigung ist ein symbolischer Akt der Wiedergutmachung.“
Rehabilitierung und Entschädigung: Das SoldRehaHomG
Ein Gesetz schreibt Geschichte: Das SoldRehaHomG setzt Maßstäbe. Seit 2021 ermöglicht es die offizielle Rehabilitierung von Soldaten, die wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen diskriminiert wurden.
Inhalt und Bedeutung des Rehabilitierungsgesetzes
Das Gesetz anerkennt erstmals staatliches Unrecht. Betroffene erhalten pauschal 3.000 € Entschädigung – steuerfrei und nicht pfändbar. Juristen bewerten dies als symbolischen Akt.
„Die Summe spiegelt nicht das Verlustgefühl wider“, räumt Dr. Jan Stöß ein. „Aber sie markiert einen Systemwechsel.“ Intern wird die Zahl der Anträge seit 2021 genau erfasst.
Antragsverfahren und finanzielle Entschädigung
Das Antragsverfahren läuft vollständig digital. Sensible Daten werden SSL-Verschlüsselt übertragen. Die Bearbeitung dauert im Schnitt sechs Wochen.
- Frist: Anträge sind bis zum 23. Juli 2026 möglich
- Nachlässige Fälle: Für verstorbene Betroffene können Angehörige entschädigen
- Statistik: Über 70% der Anträge wurden bereits positiv beschieden
„Jeder Fall wird individuell geprüft. Wir wollen Gerechtigkeit, keine Bürokratie.“
Fazit: Ein starkes Zeichen für Vielfalt und gegen Diskriminierung
Symbolpolitik mit Tiefenwirkung: Die Reaktionen sprechen Bände. Die Bundeswehr zeigt mit der Beflaggung ein starkes Zeichen – nicht nur für queeren Soldatinnen, sondern als gesamtgesellschaftliches Bekenntnis. „Das Signal geht über Kasernentore hinaus“, betont Dr. Jan Stöß.
Laut Studie „Inter* im Office“ der Antidiskriminierungsstelle bleibt Diskriminierung jedoch subtil. Experten wie Soziologe Prof. Lange sehen trotzdem Fortschritte: „Identität darf kein Karrierehindernis sein.“
Die geplante Beflaggung am Christopher Street Day 2025 unterstreicht diesen Wandel. International liegt Deutschland im NATO-Vergleich nun vorne – ein Erfolg, der Solidarität in Uniform sichtbar macht.
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