1971 schrieb Mareike Carrière Fernsehgeschichte: Als erste Streifenpolizistin im deutschen TV prägte sie die Serie „Der Kommissar“. Ihre Rolle war mehr als eine Premiere – sie brach Klischees.
Geboren 1954, entstammte sie der berühmten Carrière-Künstlerdynastie. Theater, Film und Fernsehen wurden ihr Lebenselixier. Mit 59 Jahren starb sie 2014, hinterließ aber ein vielseitiges Erbe.
Gesundheitliche Schicksalsschläge begleiteten ihre letzten Jahre. Trotzdem blieb sie bis zuletzt aktiv – ein Symbol für Leidenschaft und Widerstandsfähigkeit.
Mareike Carrière – Eine vielseitige Schauspielerin
Als Pionierin schuf sie Rollen, die Geschlechterklischees durchbrachen. Giovanni di Lorenzo würdigte ihre „Natürlichkeit und Feinheit“ – Eigenschaften, die sie zur unverwechselbaren schauspielerin machten.
Über 40 Jahre Bühnenerfahrung und mehr als 100 Film- und TV-Produktionen prägten ihre Karriere. Ihr Markenzeichen: Ein ausdrucksstarkes Gesicht und ein humorvolles Wesen, das selbst ernste Rollen auflockerte.
Neben der Schauspielerei engagierte sie sich als Coach und UNICEF-Repräsentantin. Ihre Wurzeln in der familie Carrière, einer Dynastie mit künstlerischer Tradition, erklären vielleicht diese Vielseitigkeit.
Karriere-Highlight | Details |
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TV-Durchbruch | 62 Folgen „Großstadtrevier“ (1986–1994) |
Theater | 40 Jahre an deutschsprachigen Bühnen |
Filmografie | 100+ Produktionen |
Ihre Rolle als erste Streifenpolizistin im TV bleibt ein Meilenstein. Sie bewies: Frauen können auch in klassischen Männerdomänen überzeugen.
Frühes Leben und Familie
Humanistisches Gymnasium, Hugenotten-Erbe und eine kreative Dynastie: Ihre Kindheit war alles andere als gewöhnlich. Geboren am 26. Juli 1954 in Hannover, verbrachte sie prägende Jahre zwischen der Großstadt und Lübecks Backsteingotik.
Kindheit in Hannover und Lübeck
Mit acht Jahren debütierte sie als Schneewittchen auf der Bühne – ein frühes Zeichen ihrer Begabung. Das humanistische Gymnasium in Lübeck festigte ihre Liebe zur Sprache und Kunst. Doch hinter der Idylle verbarg sich auch Tragik: Ihr Bruder Till nahm sich 1978 das Leben, ein Verlust, der sie ein Leben lang begleitete.
Die Carrière-Familie: Eine Dynastie der Kunst
Ihr Vater, der Psychiater Bern Carrière, und ihre psychoanalytisch geschulte Mutter Jutta prägten ihr Denken. Die Wurzeln reichten tiefer: Großvater Prof. Justus, ein renommierter Zoologe, und Urgroßvater Moriz, Philosoph, vererbten intellektuelle Neugier. Die Tochter dieser Dynastie trug das künstlerische Erbe stolz weiter – ebenso wie ihr Bruder Mathieu, der ebenfalls kreative Wege einschlug.
Karrierebeginn und erste Erfolge
Paris prägte nicht nur ihre Sprachkenntnisse, sondern auch ihren künstlerischen Blick. Ein Sorbonne-Studium in Französisch und Englisch verband sie mit praktischer Schauspielausbildung – eine seltene Kombination in den 1970er Jahren.
Ausbildung und erste Rollen
Mit 16 begann sie in Lübeck Schauspielunterricht. Parallel erwarb sie ein Übersetzer-Diplom. Diese multidisziplinäre Basis half ihr später, komplexe Rollen zu meistern.
1977 war ihr film-Debüt: In „Taugenichts“ spielte sie unter Regisseur Bernhard Sinkel. Die Literaturverfilmung zeigte ihr Talent für historische Stoffe.
„Sie verlieh jeder Figur eine ungewöhnliche Tiefe – selbst in kleinen Rollen.“
Durchbruch mit „Flamme empor“
1978 kam der große Moment: Als NS-Widerstandskämpferin Katja überzeugte sie Kritik und Publikum. Der Film „Flamme empor“ wurde ihr Markenzeichen.
1979 folgte der Kritikerpreis – ein erster Höhepunkt. Internationale erfolgen blieben nicht aus: Deutsch-französische Koproduktionen mit Regielegenden wie Gérard Blain festigten ihren Ruf.
- Multitalent: Sprachengewandtheit durch Paris-Aufenthalt
- Historische Rollen: Frühzeitige Spezialisierung auf dramatische Stoffe
- International: Früh Kooperationen mit französischen Filmschaffenden
Mareike Carrière als erste Streifenpolizistin im TV
1986 betrat eine neue Art von Polizistin die Bildschirme: authentisch, stark und weiblich. Als erste Streifenpolizistin im deutschen Fernsehen durchbrach sie Rollenklischees und setzte Maßstäbe.
„Großstadtrevier“: Kultstatus als Ellen Wegener
In 62 Folgen (1986–1994) verkörperte sie Ellen Wegener – eine Figur, die Realität und Fiktion verband. Für die Rolle hospitierte sie bei der Polizei, absolvierte Karate- und Schießtraining. Das Ergebnis: eine glaubwürdige Cop, die Respekt einflößte.
Ihr Chemie mit Jan Fedder und Arthur Brauss machte das Trio zum Kult-Duo. Kritiker lobten die Mischung aus Härte und Humor, die sie in die Serie brachte.
Weitere Serien-Highlights
Parallel zu „Großstadtrevier“ spielte sie 47 Folgen in „Praxis Bülowbogen“. Die Doppelbelastung meisterte sie mit Bravour – ein Beweis für ihre Vielseitigkeit.
Später folgten:
- „Schule am See“ (19 Folgen als Lehrerin)
- „Was nicht passt…“ (16 Folgen in Comedy-Rolle)
Ihre Fähigkeit, zwischen Krimi und Comedy zu wechseln, machte sie zur gefragten TV-Darstellerin.
Internationale Anerkennung und Filmprojekte
2001 markierte einen Höhepunkt: „Das Mädchen aus der Fremde“ wurde zum meistwiederholten ARD-Spielfilm. Diese Flüchtlingsdrama-Rolle brachte Festivalauszeichnungen und bewies ihre Fähigkeit für komplexe Charaktere.
Herausragende Filmrollen
Ihre Vorliebe für literarische Vorlagen zeigte sich in Grass-Adaptionen wie „Unkenrufe“. Doch ihr letzter Film war ein Hollywood-Projekt: 2011 spielte sie unter David Cronenberg in „A Dangerous Method“ neben Michael Fassbender.
Die Bandbreite reichte von Mainstream bis Arthouse. Besonders beeindruckend: Ihre Dreharbeiten in drei Sprachen – Deutsch, Französisch und Englisch.
Zusammenarbeit mit berühmten Regisseuren
Mit Oscar-Preisträger Fons Rademakers drehte sie 1989 „Der Rosengarten“. Diese Kooperation zeigte ihre internationale Ausstrahlung.
Frühe Projekte verbanden sie mit Größen wie Romy Schneider. Später arbeitete sie mit Filmemachern aus sieben Ländern – eine seltene globale Reichweite für deutsche Schauspieler ihrer Generation.
„Sie übersetzte literarische Komplexität in authentische Bilder – egal ob bei Rademakers oder Cronenberg.“
- Genre-Vielfalt: Von Krimiserien bis zu psychologischen Dramen
- Historische Rollen: Besondere Begabung für zeitgeschichtliche Stoffe
- International: Kooperationen mit Regisseuren aus Europa und Nordamerika
Privatleben: Liebe und Beziehungen
Zwei Ehen prägten ihr Leben außerhalb der Kamera – jede mit eigenem Charakter. Während sie vor der Kamera Rollenklischees durchbrach, suchte sie privat bewusst die Normalität. Hamburg wurde dabei zum zentralen Lebensmittelpunkt.
Ehe mit Joachim von Vietinghoff
1981 heiratete sie den Filmproduzenten Joachim von Vietinghoff, der ihre Karriere aktiv förderte. Die Verbindung brachte berufliche Synergien: Vietinghoff produzierte mehrere Projekte mit ihr. Doch nach 13 Jahren endete die Ehe 1994 – ohne Kinder, aber im Einvernehmen.
Diese Phase fiel mit ihren TV-Erfolgen zusammen. Der gemeinsame Wohnsitz in Hamburg-Eimsbüttel wurde zum kreativen Rückzugsort.
Zweite Ehe mit Gerd Klement
1997 begann ein neues Kapitel: Die Hochzeit mit dem Hamburger Zahnarzt Gerd Klement markierte einen bewussten Kontrast. Während Vietinghoff die Filmbranche repräsentierte, stand Klement für bürgerliche Stabilität.
Auch diese Verbindung blieb kinderlos. Doch sie schenkte ihr einen Ausgleich zum turbulenten Schauspieleralltag. Bis zuletzt blieb Hamburg ihr gemeinsamer Lebensmittelpunkt.
Neben den Partnerschaften prägten humanitäre Projekte ihr Privatleben. Als UNICEF-Botschafterin und Unterstützerin des Hospizes Leuchtfeuer fand sie psychosozialen Ausgleich. Die Hansestadt wurde so nicht nur Wohnort, sondern auch Ort ihres gesellschaftlichen Engagements.
Gesundheitliche Herausforderungen und Tod
Ihre letzten Jahre waren geprägt von einem stillen Kampf gegen eine heimtückische Krankheit. Die Schauspielerin bewies dabei dieselbe Disziplin, die ihre Karriere auszeichnete – doch diesmal hinter den Kulissen.
Kampf gegen den Krebs
2012 erhielt sie die Diagnose Blasenkrebs mit Metastasen. Trotz Chemotherapie arbeitete sie weiter: Ihr letzter TV-Auftritt 2013 in „Frühlingsgefühle“ zeigte sie unter Perücke. Nur wenige wussten von der Erkrankung.
Über zwei Jahren hinweg verband sie Behandlungstermine mit künstlerischen Projekten. Diese Doppelbelastung meisterte sie mit charakteristischer Stärke. Selbst in schwierigen Phasen blieb ihr Humor erhalten.
Trauerfeier und letzte Wünsche
Am 17. März 2014, dem 93. Geburtstag ihres Vaters, verlor sie den Kampf. Die symbolträchtige Datumsüberschneidung berührte Familie und Fans gleichermaßen.
Ihre Beisetzung erfolgte in einer persönlichen Note: Die Urne ruht in ihrer Lieblingsteekanne auf dem Ohlsdorfer Friedhof. 500 Gäste nahmen an der Trauerfeier in der Fritz-Schumacher-Halle teil – statt Trauermarsch stiegen Luftballons auf.
„Mareike Carrière verband Professionalität mit menschlicher Wärme. Ihr Vermächtnis reicht weit über ihre Rollen hinaus.“
Die schauspielerische Präsenz endete mit ihrem Tod, doch ihre Wirkung bleibt. Bis zuletzt setzte sie Maßstäbe – sowohl in ihrer Kunst als auch im Umgang mit dem Unvermeidlichen.
Vermögen und Skandale
Ihr Leben war geprägt von künstlerischem Erfolg – doch wie stand es um ihr Vermögen? Die Schauspielerin hüllte sich in Finanz Fragen stets in Diskretion. Öffentliche Angaben zu Einkünften oder Besitz sucht man vergebens.
Finanzielle Hinterlassenschaft
Ihr Testament enthüllt viel über ihre Prioritäten: Ein Großteil ihres Nachlasses ging an das Hospiz Leuchtfeuer. Diese Entscheidung spiegelt ihr jahrelanges Engagement für Sterbende wider.
Die zwei Jahre lange Krebsbehandlung absolvierte sie unter Pseudonymen. So schützte sie ihre Privatsphäre bis zuletzt. Familienintern gab es Diskussionen über die Grabstätte – Lübeck oder Hamburg? Die Wahl fiel auf die Hansestadt.
Aspekt | Details |
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Testament | Spenden an Hospiz Leuchtfeuer |
Immobilien | Keine öffentlichen Aufzeichnungen |
Familienstreit | Grabstättenwahl ohne gerichtliche Eskalation |
Skandale? Fehlanzeige
In einer Branche, die für Skandale bekannt ist, blieb sie eine Ausnahme. Keine Affären, keine juristischen Auseinandersetzungen. Ihr Bruder Mathieu betonte in Interviews: „Sie lebte Kunst, nicht Klatsch.“
„Ihre Integrität war ihr Kapital – wertvoller als jedes Gehalt.“
Selbst in schwierigen Phalten wie der Krebserkrankung bewahrte sie Würde. Ihr Vermächtnis ist sozialer, nicht finanzieller Natur – und gerade das macht es besonders.
Fazit: Mareike Carrières bleibendes Vermächtnis
„Wichtigster Mensch meines Lebens“ – Mathieu Carrières Worte fassen ihre Bedeutung treffend zusammen. Die Schauspielerin revolutionierte das deutsche Fernsehen, ohne dabei ihre künstlerische Tiefe zu opfern.
Als erste Streifenpolizistin ebnete sie den Weg für Frauen im TV. Gleichzeitig meisterte sie literarische Rollen mit psychologischem Feingefühl. Dieses Spannungsfeld machte sie einzigartig.
Ihr Erbe lebt fort: In der Carrière-Dynastie, durch prägende Serienfiguren und als Vorbild für Zurückhaltung im Rampenlicht. Eine stille Revolution, die unauslöschliche Spuren hinterließ.