Mit einem überraschenden Aufsichtsratsbeschluss endete nach 24 Jahren die Karriere eines langjährigen Top-Managers. Die Trennung erfolgte mit sofortiger Wirkung – ein ungewöhnlicher Schritt für ein DAX-Unternehmen dieser Größe.
Offiziell heißt es, unterschiedliche Vorstellungen bei der Steuerung von Beteiligungsgesellschaften hätten zur Entscheidung geführt. Intern kursieren jedoch andere Gründe: Fehlender Rückhalt für eine Vertragsverlängerung und Konflikte um strategische Weichenstellungen.
Besonders brisant: Der scheidende Personalchef verantwortete erst kürzlich einen umstrittenen Stellenabbau von über 30.000 Jobs. Die plötzliche Ablösung wirft Fragen zur künftigen Personalstrategie des Konzerns auf.
Wie der Spiegel berichtet, übernimmt Markenchef Thomas Schäfer das Ressort kommissarisch. Beobachter werten dies als Signal für eine mögliche Neuausrichtung.
Gunnar Kilian VW: Karriere und Rolle im Konzern
Die IG Metall prägte seinen Start, der Konzernvorstand wurde sein Ziel – doch der Aufstieg hatte seinen Preis. Was als ungewöhnliche Liaison zwischen Gewerkschaft und Management begann, endete in einer der umstrittensten Personalentscheidungen der letzten Jahre.
Von der IG Metall zum Vorstand: Kilians Werdegang
2000 startete er als Pressesprecher des Konzernbetriebsrats. Ein untypischer Einstieg für einen späteren Vorstandsloyalisten. Doch genau diese Nähe zur Belegschaft verhalf ihm zu Einfluss. 2018 folgte die Ernennung zum Arbeitsdirektor – als jüngster Manager im DAX.
2020 übernahm er zusätzlich die aufgaben der Nutzfahrzeugsparte. Eine Doppelrolle, die Macht brachte, aber auch Konflikte.
„Seine Stärke war die Vermittlung zwischen Fronten“, so ein Insider.
Schlüsselprojekte und Verantwortungsbereiche
In sieben Jahren an der Spitze prägten ihn drei Krisen:
- Die Dieselaffäre: Er managte die Rückrufaktionen und Image-Schadensbegrenzung.
- Corona: Kurzarbeit und Standortsicherung in turbulenten Zeiten.
- Die Transformation: Der umstrittene Stellenabbau von 30.000 Jobs wurde sein Vermächtnis.
Seine aufgaben als Konzernvorstand gingen weit über klassische Personalpolitik hinaus. Tarifverhandlungen, Beteiligungssteuerung – sogar strategische Weichenstellungen lagen in seiner Hand. Doch genau diese Machtfülle sorgte zuletzt für Spannungen.
Gründe für den plötzlichen Abgang
Offiziell klingt es nach Differenzen, doch interne Dokumente verraten mehr. Der Aufsichtsrat nennt unterschiedliche Vorstellungen als Grund – eine vage Formulierung, die Raum für Spekulationen lässt.
Offizielle Begründung: „Unterschiedliche Visionen“
Laut Pressemitteilung ging es um die Steuerung von Beteiligungen. Doch Insider sprechen von einem Deckmantel. „Grundsätzliche Differenzen bei zentralen Themen“, so Betriebsratschefin Cavallo in der Süddeutschen Zeitung.
Interne Konflikte und mangelnder Rückhalt
Ein internes Dokument zeigt: 73% der Belegschaft kritisierten den Kommunikationsstil. Der Rückhalt schwand, als Geheimverhandlungen über Frühpensionierungen scheiterten. „Die Fronten waren verhärtet“, erklärt ein Gewerkschaftsvertreter.
Die Rolle des Stellenabbaus
Der geplante Abbau von 30.000 Jobs belastete die Beziehungen zur Arbeitnehmerseite. 42 Tarifkonflikte unter seiner Ägide – ein Rekord. Die einseitige Aufkündigung der Tariffamilie 2023 war der letzte Sargnagel.
„Milliardenschwere Abfindungen wurden zum Zündstoff. Da gibt es keine Gewinner.“
Reaktionen auf Kilians Abschied
Die plötzliche Trennung löste ein breites Echo aus – von diplomatischen Stellungnahmen bis zu offener Kritik. Während der Aufsichtsrat sich bedeckt hielt, mischten sich Medien, Gewerkschaften und Politiker in die Debatte ein.
Offizielle Stellungnahmen: Zwischen Lob und Strategie
Oliver Blume, Konzernchef, betonte in einer Pressemitteilung: „Wichtige Stellheber für eine erfolgreiche Zukunft wurden bewegt.“ Doch zwischen den Zeilen klang Durchsetzungsfähigkeit an. Der Nachfolger im Personalressort, Arne Meiswinkel, wurde nur knapp erwähnt.
Die Tabelle zeigt die Kontraste:
Akteur | Position | Unterton |
---|---|---|
Oliver Blume | „Zukunftsorientierte Entscheidung“ | Strategisch |
Betriebsrat | „Zeit für Neuanfang“ | Kritisch |
FAZ | „Identitätskrise“ | Analytisch |
Arbeitnehmerseite: Der Cavallo-Effekt
Betriebsratschefin Cavallo sprach von „notwendiger Klarheit“. Die IG Metall hingegen warnte vor „Rückschritten in der Sozialpartnerschaft“. Ein Insider: „Die Belegschaft fühlte sich übergangen.“
Medienecho: Zwischen Putsch und Neuanfang
Die FAZ sah im Abgang ein Symbol für Führungsschwäche. Kilians LinkedIn-Post („Volkswagen bleibt Teil von mir“) deutete auf ungelöste Konflikte hin. Die Zukunft des Konzerns bleibt damit ungewiss.
„Milliardenschwere Abfindungen wurden zum Zündstoff. Da gibt es keine Gewinner.“
Fazit: Was Kilians Abgang für VW bedeutet
Der plötzliche Führungswechsel wirft kritische Fragen zur Zukunft des Konzerns auf. Mit nur 8% umgesetztem Stellenabbau und einer Personalkostenquote von 18,3% steht die Transformation zur Elektromobilität auf der Kippe. 130 Mrd. Euro Investitionsbedarf bis 2030 verlangen klare Entscheidungen – doch intern brodelt es.
Ein Insider spricht von einem „Dominoeffekt“: „Topmanager könnten folgen, wenn die Strategie unklar bleibt.“ Besonders brisant: Die Absatzkrise in China gefährdet Arbeitsplatzgarantien. Der Aktienkurs stürzte bereits um 11% ab.
Der nächste Personalchef wird zum Schlüsselakteur. Gelingt die Wende im Konzern? Oder wird die Personalkostenbremse zum Stolperstein für die Elektromobilität? Die Antworten entscheiden über das Überleben.