Alkoholfreier Sekt: Was wirklich in der Flasche steckt
Prickelndes Vergnügen ohne Promille?
Alkoholfreier Sekt boomt – ob zum Anstoßen bei Familienfesten, zur Schwangerschaft oder als bewusste Entscheidung für den Verzicht auf Alkohol. Doch was steckt wirklich hinter dem Etikett „alkoholfrei“? In diesem Artikel klären wir nicht nur, wie alkoholfreier Sekt hergestellt wird, sondern auch, was Verbraucher:innen über Restalkohol, Geschmack und rechtliche Vorgaben wissen müssen.
Was bedeutet „alkoholfrei“ wirklich?
Die gesetzliche Definition: Bis zu 0,5 % Alkohol erlaubt
Anders als es der Begriff suggeriert, ist „alkoholfrei“ nicht gleich null. Laut EU-Lebensmittelrecht darf ein Getränk mit bis zu 0,5 Volumenprozent Alkohol als alkoholfrei bezeichnet werden. Zum Vergleich: Auch Fruchtsäfte, Kefir oder reife Bananen können geringe Mengen Alkohol enthalten – ohne Deklarationspflicht.
Warum ist der Alkohol nie ganz weg?
Selbst bei modernen Verfahren bleibt ein minimaler Restalkohol enthalten. Technisch ist es extrem aufwendig, einen Wein vollständig auf 0,0 % zu bringen, ohne dass dabei wichtige Aromen verloren gehen. Deshalb akzeptiert das Gesetz die 0,5-%-Grenze.
Herstellung: Wie wird alkoholfreier Sekt produziert?
Schritt 1: Ein ganz normaler Wein
Am Anfang steht ein gewöhnlicher Grundwein – also ein Wein mit Alkohol. Dieser wird wie bei klassischem Sekt sorgfältig vinifiziert.
Schritt 2: Der Alkoholentzug
Nun kommt moderne Technik ins Spiel: Der Grundwein wird unter Vakuum erhitzt, wodurch der Alkohol bereits bei 30 bis 35 °C verdampft. Dieses Verfahren schützt die Aromen besser als hohe Temperaturen.
Schritt 3: Wieder mehr Geschmack
Nach dem Alkoholentzug fehlt dem Wein ein zentraler Geschmacksträger. Um das auszugleichen, werden meist Zucker, Traubensaftkonzentrat oder beides zugesetzt. Deshalb ist alkoholfreier Sekt oft deutlich süßer als das Original.
Schaum und Prickeln: Wie kommt die Kohlensäure hinein?
Kein zweites Gären – aber viel Blubbern
Bei klassischem Sekt entsteht die Kohlensäure durch eine zweite Gärung in der Flasche. Diese würde jedoch wieder Alkohol produzieren. Deshalb wird beim alkoholfreien Pendant industriell Kohlensäure zugeführt, meist Gärungskohlensäure, die bei anderen Produktionen anfällt.
Rechtliche Bezeichnung: Kein „Sekt“ im juristischen Sinn
Tatsächlich darf alkoholfreier Sekt nicht offiziell als „Sekt“ bezeichnet werden. Stattdessen lautet die gesetzliche Bezeichnung:
„Schäumendes Getränk aus alkoholfreiem Wein“.
Auch das ist ein Hinweis darauf, dass es sich nicht um ein identisches Produkt handelt.
Geschmack und Qualität: Darauf sollten Sie achten
Zuckergehalt auf dem Etikett prüfen
Wer es lieber trocken statt süß mag, sollte unbedingt den Zuckergehalt pro 100 ml auf dem Etikett prüfen. Dieser kann – je nach Hersteller – stark schwanken. Zwischen 2 g und über 7 g Zucker sind keine Seltenheit.
Gut gekühlt = besserer Geschmack
Die Süße und die Aromatik kommen am besten zur Geltung, wenn alkoholfreier Sekt bei 6 bis 8 Grad Celsius serviert wird.
Ist alkoholfreier Sekt für alle geeignet?
Schwangere und Kinder – besser informiert genießen
Auch wenn 0,5 % Alkohol gesundheitlich unbedenklich sind, sollten Schwangere, Stillende und Kinder wissen, dass es sich eben nicht um ein komplett alkoholfreies Produkt handelt. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, greift zu speziell ausgewiesenen „0,0 %“-Alternativen, die es mittlerweile ebenfalls gibt.
Vorteile von alkoholfreiem Sekt
- Keine Rauschgefahr
- Kein Kater am nächsten Morgen
- Perfekt für Autofahrende
- Geeignet bei Medikamenteneinnahme
- In der Schwangerschaft oft akzeptiert (bei 0,0 % Varianten)
Nachteile im Überblick
- Restalkohol vorhanden (bis 0,5 %)
- Oft höherer Zuckergehalt
- Weniger komplexe Aromatik
- Keine klassische Reifung durch Flaschengärung
Beliebte Marken und Sorten im Vergleich
Marke | Alkoholgehalt | Zucker/100 ml | Geschmack | Besonderheit |
Rotkäppchen Alkoholfrei | <0,5 % | ca. 5 g | Fruchtig-süß | In Weiß & Rosé erhältlich |
Henkell Alkoholfrei | <0,5 % | ca. 4,5 g | Frisch & spritzig | Klassische Marke |
Carl Jung Mousseux | <0,5 % | ca. 3 g | Leicht & floral | Auch als 0,0 % erhältlich |
Fazit: Eine prickelnde Alternative – mit kleinen Einschränkungen
Alkoholfreier Sekt ist eine willkommene Option für alle, die bewusst auf Alkohol verzichten wollen – sei es dauerhaft oder nur für den Moment. Wer auf versteckten Zucker oder Restalkohol achtet und bei der Auswahl nicht nur zum erstbesten Produkt greift, kann durchaus eine genussvolle Alternative mit Stil finden. Nur: Ganz ohne Alkohol ist nicht gleich ganz ohne Wirkung – zumindest psychologisch.