Altgriechische Tempel: Architektur für die Götter

Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor den majestätischen Ruinen eines 2500 Jahre alten griechischen Tempels. Die steinernen Säulen ragen in den Himmel und erzählen Geschichten von Göttern, Menschen und einer Zivilisation, die die Welt für immer prägte.

Diese Bauwerke waren nicht nur steinerne Monumente, sondern lebendige Zentren antiken Glaubens und künstlerischen Schaffens. Ursprünglich dienten sie als Aufbewahrungsort für Kultbilder, nicht als Ort für Opferrituale. Die Gottesverehrung fand im Freien statt.

Der griechische Tempel – altgriechisch „naós“ für Wohnung – barg das Kultbild eines Heiligtums. Er konnte Weihgeschenke oder Kultgerät aufnehmen und entwickelte sich zum bedeutendsten Gebäudetypus der griechischen Baukunst.

Mathematische Präzision und optische Verfeinerungen charakterisieren diese Architektur. Berühmte Beispiele wie der Parthenon auf der Athener Akropolis zeigen die Meisterschaft antiker Baumeister.

Über Jahrhunderte hinweg entstanden verschiedene Tempeltypen mit regionalen Unterschieden. Ihre farbige Gestaltung widerlegt das heutige Bild rein weißer Marmorbauten.

Einleitung: Die Faszination altgriechischer Tempel

Bis heute üben diese antiken Bauwerke eine ungebrochene Anziehungskraft aus. Ihre steinernen Ruinen erzählen von einer Zivilisation, die Kunst und Mathematik meisterhaft vereinte.

Das Wichtigste in Kürze:
– Altgriechische Tempel dienten primär als Aufbewahrungsorte für Kultbilder, nicht für Opferrituale
– Drei Hauptsäulenordnungen: Dorisch, Ionisch und Korinthisch mit charakteristischen Merkmalen
– Tempel waren ursprünglich bunt bemalt, nicht weiß wie heute oft angenommen
– Entwicklung von einfachen Lehmziegelbauten zu monumentalen Steinarchitekturen
– Mathematische Präzision und optische Verfeinerungen prägten die Bauweise
– Berühmteste Beispiele: Parthenon in Athen, Poseidontempel in Paestum, Concordiatempel in Agrigent

Der Begriff naós – griechisch für Wohnung – verrät die ursprüngliche Funktion. Diese Gebäude waren die heiligen Wohnstätten der Götter, nicht Versammlungsorte für Gläubige.

Innerhalb weniger Jahrhunderte vollzog sich eine erstaunliche Entwicklung. Aus bescheidenen Lehmziegelbauten wurden monumentale Steinarchitekturen mit doppelten Säulenhallen.

Drei charakteristische Säulenordnungen prägten das Erscheinungsbild:

  • Dorisch: kraftvoll und schlicht
  • Ionisch: elegant mit Volutenkapitell
  • Korinthisch: prachtvoll mit Akanthusblattdekor

Die Bauweise zeigt mathematische Präzision. Optische Verfeinerungen korrigierten perspektivische Verzerrungen und schufen harmonische Proportionen.

Regional entwickelten sich unterschiedliche Stile. Das griechische Mutterland, Großgriechenland und Kleinasien brachten eigene Variationen hervor.

TempeltypCharakteristikBerühmtes Beispiel
PeripterosRingförmige SäulenhalleParthenon, Athen
DipterosDoppelte SäulenreiheArtemistempel, Ephesos
TholosRunder GrundrissHeiligtum in Delphi

Farbenfunde widerlegen das Klischee weißer Marmorbauten. Ursprünglich leuchteten die Gebäude in kräftigen Rot-, Blau- und Goldtönen.

Die Tradition endete mit der Romanisierung und Christianisierung. Heute erforschen Archäologen diese Bauwerke mit modernsten Methoden.

Quellen wie das Journal of Roman Archaeology dokumentieren neue Erkenntnisse. Sie revolutionieren unser Verständnis antiker Bautechniken.

Die Entwicklung griechischer Tempel: Von einfachen Schreinen zu monumentalen Bauwerken

Die architektonische Evolution dieser Heiligtümer zeigt eine faszinierende technische und künstlerische Entwicklung. Was mit bescheidenen Strukturen begann, entwickelte sich zu den ikonischen Steinmonumenten, die wir heute bewundern.

Frühe Anfänge: Lehmziegel und Holzkonstruktionen

Im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. entstanden die ersten Kultbauten. Sie bestanden aus Lehmziegeln auf steinernem Sockel. Das Gebälk und die Holz-Säulen waren einfach konstruiert.

Diese frühen Strukturen dienten primär als Schutz für Kultbilder. Ihre bescheidene Größe spiegelt die technischen Möglichkeiten der Zeit wider. Regionale Unterschiede prägten bereits diese Anfangsphase.

Die Einführung des Steinbaus im 6. Jahrhundert v. Chr.

Der Übergang zu Stein markierte einen Wendepunkt. Ab dem frühen 6. Jahrhundert ersetzten Marmor und Kalkstein die vergänglichen Materialien. Diese Revolution ermöglichte größere Dimensionen und dauerhaftere Konstruktionen.

Die Form des Tempels entwickelte sich nun rasant. Monumentale Bauten erreichten Höhen bis zu 20 Metern. Der Peripteros mit seiner ringförmigen Säulenhalle wurde zum Standard.

Technische Innovationen ermöglichten komplexere Grundrisse. Die Säulen-Abstände wurden präziser berechnet. Mathematische Proportionen bestimmten zunehmend die Architektur.

Hellenistische Veränderungen und römischer Einfluss

Ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. verlor der klassische griechische Tempel an Bedeutung. Neue Bauaufgaben und veränderte religiöse Praktiken reduzierten die Nachfrage nach großen Peripteros-Anlagen.

Römische Eroberungen brachten neue Einflüsse. Die griechischen Architekturformen wurden adaptiert und transformiert. Römische Ingenieure kombinierten hellenistische Elemente mit eigenen Innovationen.

Wirtschaftliche Faktoren und politische Veränderungen beschleunigten diesen Wandel. Die Bautradition endete schließlich mit der Romanisierung und Christianisierung.

„Die Entwicklung zeigt nicht nur technischen Fortschritt, sondern auch gesellschaftliche Veränderungen.“

Journal of Roman Archaeology

Archäologische Funde belegen diese Entwicklungsphasen. Ausgrabungen in ganz Griechenland zeigen die kontinuierliche Evolution. Moderne Forschungsmethoden revolutionieren unser Verständnis dieser Prozesse.

Aufbau und Architektur: Die Anatomie eines griechischen Tempels

Jeder griechische Kultbau folgte einem präzisen architektonischen Grundschema mit festen Komponenten. Diese Elemente bestimmten sowohl die Funktion als auch das ästhetische Erscheinungsbild.

Grundkomponenten: Naos, Cella und Peristasis

Der Naos bildete das Herzstück jedes Heiligtums. Dieser zentrale Kultraum beherbergte die Götterstatue und kultische Gegenstände.

Im Hauptraum, der Cella, stand das Kultbild aufgestellt. Dieser geschützte Bereich war nur Priestern zugänglich. Die Cella konnte durch Säulen oder Wände unterteilt werden.

Vor der Cella befand sich die Vorhalle (Pronaos). Sie diente als Übergangsbereich zwischen Außenwelt und heiligem Raum. Architektonisch wurde sie oft durch Anten oder Säulen gegliedert.

Die Peristasis umgab den Naos als Säulenkranz. Diese Ringhalle schützte die Mauern vor Witterung. Gleichzeitig schuf sie einen feierlichen Umgang für Prozessionen.

„Die Raumfolge vom Pronaos zur Cella inszenierte den Übergang vom Profanen zum Heiligen.“

Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts

Funktionelle und ästhetische Elemente

Die räumliche Gliederung folgte klaren kultischen Erfordernissen. Jeder Bereich hatte eine spezifische Funktion im religiösen Ritual.

Die Peristasis ermöglichte kultische Umzüge um das Heiligtum. Ihre Säulen schufen rhythmische Licht-Schatten-Effekte. Diese architektonische Ordnung vermittelte Harmonie und Balance.

Mathematische Proportionen bestimmten alle Dimensionen. Der Säulenabstand folgte festen Regeln. Diese Präzision schuf optische Vollkommenheit.

Materialien und Techniken entwickelten sich über Jahrhunderte. Frühe Bauten verwendeten Holz und Lehmziegel. Später dominierte Marmor mit perfekten Steinmetzarbeiten.

Die Raumaufteilung variierte je nach Tempeltyp und Größe. Kleine Heiligtümer hatten einfache Grundrisse. Monumentale Bauten wie der Parthenon zeigten komplexe Raumfolgen.

Diese architektonische Anatomie beeinflusste später das gesamte griechische Bauwesen. Ihre Prinzipien wurden in öffentlichen Gebäuden und Privathäusern adaptiert.

Grundrisstypen griechischer Tempel

Die Vielfalt antiker Heiligtümer zeigt sich in ihren unterschiedlichen Grundrissen. Jeder Typus folgte spezifischen kultischen und architektonischen Anforderungen.

Diese Bauformen entwickelten sich über Jahrhunderte. Sie spiegeln regionale Traditionen und technische Innovationen wider.

Antentempel und Doppelantentempel

Der Antentempel stellt die einfachste Form dar. Er besteht aus einem rechteckigen Hauptraum mit verlängerten Seitenwänden.

Diese verlängerten Wände nennt man Anten. Zwischen ihnen stehen meist zwei Säulen an der Vorderseite.

Der Doppelantentempel verfügt über eine zusätzliche Rückhalle. Dieser Opisthodom diente oft als Schatzraum.

Beide Varianten waren besonders in archaischer Zeit verbreitet. Sie eigneten sich für kleinere Heiligtümer.

Peripteros: Der Ringhallentempel

Der Peripteros wurde zum klassischen Standardtyp. Eine umlaufende Säulenhalle umgibt den zentralen Raum.

Diese Anordnung ermöglichte kultische Umzüge. Die Säulen schützten gleichzeitig die Mauern.

Berühmtestes Beispiel ist der Parthenon auf der Athener Akropolis. Seine harmonischen Proportionen beeinflussten späteres griechisches Bauwesen.

Dipteros und Pseudodipteros

Der Dipteros besaß eine doppelte Säulenstellung. Diese aufwendige Form war selten und kostspielig.

Der Pseudodipteros entwickelte sich als hellenistische Variante. Er verwendete Blendensäulen für optische Tiefe.

Beide Typen demonstrieren architektonische Experimentierfreude. Sie zeigen das Streben nach monumentaler Wirkung.

Rundtempel: Tholos und Monopteros

Rundbauten bildeten eine besondere Kategorie. Die Tholos besaß einen vollständigen Säulenkranz um einen runden Raum.

Der Monopteros verzichtete auf eine geschlossene Cella. Er bestand nur aus einer kreisförmigen Säulenstellung.

Diese Bauformen dienten oft besonderen kultischen Zwecken. Ihre symmetrische Form symbolisierte kosmische Ordnung.

„Die Grundrisstypen dokumentieren die kreative Anpassung an lokale Bedürfnisse und geographische Gegebenheiten.“

Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts

Die geographische Verbreitung zeigt interessante Muster. Bestimmte Typen konzentrierten sich in bestimmten Regionen.

Chronologisch lassen sich Entwicklungstendenzen erkennen. Einfache Formen wurden durch komplexere Grundrisse abgelöst.

Diese architektonische Evolution endete mit der Romanisierung. Die Tradition lebte in adaptierter Form weiter.

Die Säulenordnungen: Dorisch, Ionisch und Korinthisch

Drei charakteristische Baustile prägten das Erscheinungsbild antiker Heiligtümer. Jede Ordnung besaß eigene Proportionen und Dekorelemente.

Diese architektonischen Systeme entwickelten sich über Jahrhunderte. Sie spiegeln regionale Traditionen und handwerkliche Meisterschaft wider.

Charakteristika der dorischen Ordnung

Die dorische Ordnung entstand im griechischen Mutterland. Sie wirkt kraftvoll und schlicht ohne übermäßigen Schmuck.

Ihre Säulen stehen direkt auf dem Stylobat ohne Basis. Der Schaft verjüngt sich nach oben und trägt ein einfaches Kapitell.

Dieses besteht aus einem runden Wulst (Echinus) und einer quadratischen Platte (Abakus). Der dorische Fries zeigt abwechselnd Triglyphen und Metopen.

Diese Bauweise war besonders in Südgriechenland und den Kolonien verbreitet. Berühmte Beispiele stehen auf der Athener Akropolis.

Eleganz der ionischen Ordnung

Die ionische Ordnung entwickelte sich in Kleinasien. Sie wirkt schlanker und eleganter als der dorische Stil.

Charakteristisch sind die geschwungenen Voluten am Kapitell. Der Echinus ist oft mit einem Eierstab verziert.

Ionische Säulen besitzen eine Basis und feinere Kanneluren. Dieser Stil war in Ostgriechenland und Athen beliebt.

Der Artemistempel in Magnesia am Mäander zeigt perfekte ionische Proportionen.

Pracht der korinthischen Ordnung

Die korinthische Ordnung entstand später als Variante des ionischen Stils. Sie zeichnet sich durch reichen Blattschmuck aus.

Das Kapitell zeigt stilisierte Akanthusblätter in mehreren Reihen. Diese Prachtentfaltung symbolisierte Wohlstand und Kunstsinn.

Korinthische Säulen wurden besonders in hellenistischer Zeit populär. Römische Baumeister übernahmen diesen Stil besonders häufig.

SäulenordnungHauptmerkmaleRegionale VerbreitungChronologische Einordnung
DorischKraftvolle Proportionen, Triglyphenfries, Kapitell mit Echinus und AbakusGriechenland, Süditalien, Sizilien7.-4. Jahrhundert v. Chr.
IonischSchlanke Säulen, Volutenkapitell, durchlaufender FriesKleinasien, Ostgriechenland, Athen6.-4. Jahrhundert v. Chr.
KorinthischAkanthuskapitell, reiche Verzierung, hohe EleganzGesamte griechische Welt, besonders Rom4. Jahrhundert v. Chr. – Kaiserzeit

„Die Säulenordnungen verkörpern unterschiedliche ästhetische Ideale und handwerkliche Traditionen.“

Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts

Technische Konstruktionsmerkmale variierten zwischen den Ordnungen. Der Säulenabstand folgte festen mathematischen Regeln.

Die Entwicklung verlief von dorisch über ionisch zu korinthisch. Jede Ordnung behielt jedoch ihre regionale Bedeutung.

Kulturell symbolisierten die Stile unterschiedliche Weltbilder. Dorisch stand für Stärke, ionisch für Weisheit, korinthisch für Prachtentfaltung.

Der Aufriss: Dreiteilige Vertikalgliederung

A grand Greek temple, its columned facade rising majestically into the sky. The tripartite vertical design is showcased in crisp, charcoal-like lines, with delicate color accents highlighting the ornate details. The pediment and entablature stand tall, supported by the strong Doric columns below. Shadows and highlights accentuate the depth and dimension, creating a sense of architectural grandeur. The scene is captured in a clean, minimal style, inviting the viewer to appreciate the elegant proportions and timeless elegance of this classical structure.

Die vertikale Struktur antiker Heiligtümer folgte einem genialen Dreiklang aus Unterbau, Säulen und Gebälk. Diese klare Gliederung schuf sowohl statische Stabilität als auch ästhetische Harmonie.

Jede Ebene erfüllte spezifische technische und gestalterische Funktionen. Die Proportionen zwischen den Teilen folgten mathematischen Regeln.

Unterbau: Stereobat, Euthynterie und Krepis

Der Sockel begann mit dem unterirdischen Stereobat. Dieses Fundament verteilte das Gewicht gleichmäßig auf den Boden.

Darauf lag die Euthynterie als Ausgleichsschicht. Sie ebnete Unebenheiten aus und schuf eine perfekte Ebene.

Das Krepidoma bildete den sichtbaren Stufenbau. Meist bestand es aus drei Stufen aus massivem Stein.

Die oberste Stufe hieß Stylobat. Auf dieser Plattform standen später die Säulen.

Säulen: Schäfte, Kanneluren und Kapitelle

Die Säule bildete das vertikale TragElement. Ihr Schaft verjüngte sich nach oben hin.

Kanneluren – vertikale Rillen – betonten die Höhe. Sie erzeugten faszinierende Licht-Schatten-Effekte.

Das Kapitell krönte jede Säule. Seine Form unterschied sich je nach Ordnung.

Dorische Kapitelle waren schlicht und wuchtig. Ionische zeigten elegante Voluten.

Gebälk: Architrav, Fries und Geison

Das Gebälk lastete auf den Kapitellen. Es trug das Dach und vervollständigte die Konstruktion.

Der Architrav bildete den unteren Trägerbalken. Ihm folgte der Fries mit ornamentaler oder figürlicher Dekoration.

Das Geison beschloss das System als Kranzgesims. Es leitete das Regenwasser ab und schützte die Fassade.

„Die dreiteilige Gliederung verkörpert das Streben nach perfekter Balance zwischen Funktion und Schönheit.“

Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts

Materialien entwickelten sich von Holz zu Stein. Spätere Bauten verwendeten Marmor für beste Statik.

Die Proportionen variierten zwischen den Ordnungen. Dorische Tempel wirkten kompakter, ionische eleganter.

Diese Bauprinzipien beeinflussten später das gesamte griechische Bauwesen. Sie wurden in vielen öffentlichen Gebäuden adaptiert.

Optische Verfeinerungen und mathematische Präzision

Antike Baumeister erreichten Perfektion durch geniale optische Korrekturen. Ihre mathematischen Berechnungen schufen lebendige Architektur.

Jeder griechische Kultbau folgte strengen geometrischen Regeln. Der untere Säulendurchmesser diente als Basis für alle Proportionen.

Entasis: Die bewusste Verjüngung der Säulen

Die Entasis beschreibt eine leichte Schwellung der Säulenschäfte. Dieser optische Trick verhindert den Eindruck hohler Konkavität.

Bei dorischen Säulen betrug die Wölbung etwa 1-2 cm. Die stärkste Ausbauchung lag im unteren Drittel.

Diese Technik kompensierte perspektivische Verzerrungen. Sie verlieh den Steinblöcken dynamische Spannung.

„Die Entasis transformiert statische Massen in lebendige architektonische Körper.“

Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts

Proportionen und harmonische Maßverhältnisse

Mathematische Ratio bestimmte jedes Bauelement. Der Säulenabstand folgte festen Modulen.

Beim Parthenon gilt die Fibonacci-Folge. Diese Proportionen schaffen natürliche Harmonie.

Weitere Verfeinerungen umfassen:

  • Kurvatur: Leichte Wölbung horizontaler Bauglieder
  • Inklination: Neigung der Säulen nach innen
  • Rhythmische Jocheinteilung durch Säulenstellung

Diese Korrekturen beugten optischen Täuschungen vor. Sie schufen perfekte visuelle Balance.

Optische VerfeinerungFunktionBeispiel Parthenon
EntasisKorrektur scheinbarer Einschnürung1,7 cm Schwellung
KurvaturAusgleich scheinbarer Durchsackung11 cm Wölbung auf 70 m
InklinationVermeidung scheinbaren Kippens6 cm Neigung nach innen
SäulenabstandRhythmische GliederungVariierender Interkolumnium

Regional entwickelten sich unterschiedliche Schulen. Attische Meister perfektionierten diese Techniken.

Die Evolution dieser Methoden dauerte Jahrhunderte. Frühe Bauten zeigen experimentelle Ansätze.

Spätere griechische Tempel demonstrieren vollendete Meisterschaft. Ihre Präzision bleibt unübertroffen.

Farbigkeit und Bemalung: Bunte Pracht statt weißer Marmor

A grand ancient Greek temple stands majestically, its intricate columns and pediments adorned with vibrant hues of crimson, azure, and gold. The polychrome decoration breathes life into the marble, transforming the stark white façade into a vibrant, awe-inspiring sight. Sunlight filters through the ornate entablature, casting warm, dramatic shadows that accentuate the temple's ornate details. In the foreground, a hint of verdant foliage adds a touch of natural beauty, while the background subtly suggests the temple's placement within a larger sacred landscape. This image captures the stunning, multicolored splendor that once adorned the great temples of the classical Greek world.

Moderne Vorstellungen von schneeweißen Marmortempeln entsprechen nicht der historischen Realität. Archäologische Funde belegen eine lebendige Farbenpracht, die diese Bauwerke einst schmückte.

Satte Rottöne, leuchtendes Blau und goldene Akzente dominierten die Fassaden. Diese Farbgebung hob architektonische Glieder hervor und schuf dramatische Kontraste.

Farbpigmente und ihre Anwendung

Antike Handwerker verwendeten natürliche Pigmente aus mineralischen und pflanzlichen Quellen. Ocker lieferte warme Gelb- und Rottöne, während Lapislazuli intensive Blautöne ergab.

Die Pigmente wurden mit Bindemitteln wie Ei oder Wachs vermischt. Diese Mischung ermöglichte eine haltbare Applikation auf Steinoberflächen.

„Die Farbanalysen zeigen erstaunliche technische Raffinesse in der Pigmentherstellung.“

Journal of Roman Archaeology

Regionale Unterschiede in der Farbpalette sind nachweisbar. Attische Meister bevorzugten kräftigere Töne als ihre kleinasiatischen Kollegen.

Figürlicher Schmuck: Metopen und Giebelfelder

Reliefs und Skulpturen erhielten zusätzliche Farbakzente. Diese Bemalung betonte anatomische Details und Gewandfalten.

Metopen zeigten oft mythologische Szenen in lebendiger Farbigkeit. Die Triglyphen daneben wurden meist in Blau oder Rot gefasst.

Giebelfelder präsentierten monumentale Figurengruppen. Ihre Farbgebung unterstützte die narrative Wirkung der Darstellungen.

Symbolische Farbcodes vermittelten kultische Botschaften. Gold stand für Göttlichkeit, Rot für Lebenskraft und Blau für kosmische Ordnung.

Archäologische Nachweise basieren auf modernsten Analysemethoden. UV-Licht und Spektroskopie enthüllen verborgene Farbspuren.

Diese Erkenntnisse revolutionieren unser Verständnis antiker Ästhetik. Die bunten Heiligtümer wirkten auf Betrachter weitaus dynamischer als heute angenommen.

Bauplastik und skulpturaler Schmuck

Die steinernen Meisterwerke antiker Heiligtümer erzählen noch heute lebendige Geschichten. Sie verwandelten architektonische Strukturen in narrative Kunstwerke voller Symbolkraft.

Akrotere: Dekorative Abschlüsse

Akrotere krönten die Giebelspitzen und Seiten der Dächer. Diese skulpturalen Elemente bildeten den feierlichen Abschluss der Bauwerke.

Oft zeigten sie pflanzliche Motive oder mythologische Figuren. Ihre Position betonte die architektonische Form und Richtung.

Narrative Reliefs und mythologische Darstellungen

Der Fries am Gebälk präsentierte epische Szenen. Diese Reliefs verbanden kultische Funktion mit künstlerischer Meisterschaft.

Metopen zwischen den Triglyphen zeigten Heldentaten oder Göttergeschichten. Ihre Anordnung folgte einer klaren Regel und Dramaturgie.

Giebelfelder inszenierten monumentale Begegnungen. Die Komposition passte sich perfekt dem dreieckigen Raum an.

Diese Ordnung der Bilder verstärkte die religiöse Botschaft. Sie verwandelte den Tempel in ein steinernes Bilderbuch.

FAQ

Q: Welche sind die drei Hauptsäulenordnungen der griechischen Architektur?

A: Die drei klassischen Säulenordnungen sind die dorische Ordnung, die ionische Ordnung und die korinthische Ordnung. Jede besitzt ein eigenes, unverwechselbares Kapitell und folgt strengen Proportionen.

Q: Was ist der Unterschied zwischen einem Peripteros und einem Dipteros?

A: Ein Peripteros ist ein Tempel, der von einer einfachen Reihe von Säulen umgeben ist. Ein Dipteros hingegen verfügt über eine doppelte Säulenreihe, was ihn zu einem besonders monumentalen und seltenen Bautypus macht.

Q: Wozu diente die Cella im Inneren eines Tempels?

A: Die Cella war der Hauptraum des Tempels und beherbergte das Kultbild der Gottheit. Dieser zentrale, oft fensterlose Raum war der heiligste Bereich und der Mittelpunkt des gesamten Bauwerks.

Q: Waren griechische Tempel wirklich schneeweiß?

A: Nein, das ist ein weit verbreiteter Mythos. Ursprünglich waren die Tempel mit leuchtenden Farbpigmenten bemalt. Friese, Metopen und Teile des Gebälks waren in Rot, Blau und Gold gehalten, um Details hervorzuheben.

Q: Was versteht man unter dem Begriff Entasis?

A: Entasis bezeichnet die leicht geschwungene, bauchige Wölbung des Säulenschafts. Diese optische Verfeinerung verhindert den Eindruck, die Säule würde sich nach innen biegen, und verleiht ihr eine dynamische Spannung.

Q: Welche Funktion hatten die Triglyphen im Fries der dorischen Ordnung?

A: Die Triglyphen sind die dreiteiligen, vertikal gerillten Platten im Fries. Sie sind ein stilisiertes Relikt aus der Holzbauzeit und symbolisieren die Enden von Balken. Dazwischen lagen die Metopen, die oft mit Reliefs geschmückt waren.

Q: Was ist eine Tholos?

A: Eine Tholos ist ein seltener, runder Tempeltyp mit einem ringförmigen Säulenkranz und einem kegelförmigen Dach. Ein berühmtes Beispiel ist der Tholos-Tempel im Heiligtum von Delphi, der dem Gott Apollon geweiht war.

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