
Reichsbürgerprozess Frankfurt: Angeklagte belasten sich
Neun Personen stehen vor Gericht wegen mutmaßlicher Pläne für einen gewaltsamen Staatsumsturz. Dieser Prozess am Oberlandesgericht könnte bis 2026 dauern.
Hauptangeklagter ist Heinrich XIII. Prinz Reuß. Die Bundesanwaltschaft wirft der Gruppe Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor.
Besonders spannend: Die Angeklagten belasten sich gegenseitig in ihren Aussagen. Dies macht den Verfahrensverlauf dynamisch und unvorhersehbar.
Parallel laufen Verfahren gegen 17 weitere mutmaßliche Mitverschwörer. Die Komplexität des Falls wird dadurch besonders deutlich.
Bislang wurden wenige belastende Beweise vorgelegt. Die Verteidigung spricht von einer angeblichen Luftnummer der Anklage.
Richter Jürgen Bonk führt den Prozess mit großer Geduld. Trotz zahlreicher Unterbrechungen moderiert er sachlich und konzentriert.
Prozessauftakt und Anklagevorwürfe gegen die Gruppe Reuß
Vorsitzender Richter Jürgen Bonk leitet die Verhandlungen. Der Prozess findet nur an ein bis zwei Tagen pro Woche statt.
Beginn der Verhandlung am Oberlandesgericht
Die Bundesanwaltschaft hat eine umfangreiche Anklage vorgelegt. Sie umfasst 550 Seiten mit Beweismitteln.
Grundlage sind 258 Zeugen, Chats und Telefonate. Bisher wurde nur ein Bruchteil verhandelt.
Verteidiger Roman von Alvensleben forderte einen Deal für „Gesichtswahrung“. Das Gericht lehnte dies bislang ab.
Die neun Angeklagten und ihre mutmaßlichen Rollen
An der Spitze der Gruppe steht Heinrich XIII. Prinz Reuß. Ihm wird die Führungsrolle zugeschrieben.
Birgit Malsack-Winkemann war als Justizministerin vorgesehen. Die ehemalige AfD-Abgeordnete bringt politische Erfahrung mit.
Ex-Bundeswehr-Oberst Maximilian Eder sollte die militärische Planung übernehmen. Seine Expertise war für den gewaltsamen Umsturz entscheidend.
| Name | Mutmaßliche Rolle | Besondere Merkmale |
| Heinrich XIII. Prinz Reuß | Rädelsführer und geplantes Staatsoberhaupt | Adeliger Hintergrund |
| Birgit Malsack-Winkemann | Zugedacht für Justizressort | Ehemalige Bundestagsabgeordnete |
| Maximilian Eder | Militärische Planung | Ex-Bundeswehr-Oberst |
| Rüdiger von P. | Waffenbeschaffung | 165 Schusswaffen sichergestellt |
Vorwürfe der Bundesanwaltschaft: Terroristische Vereinigung und Hochverrat
Die Gruppe Reuß plante einen bewaffneten Sturm auf das Reichstagsgebäude. Politiker sollten beseitigt werden.
Eine Putschregierung mit Prinz Reuß als Staatsoberhaupt war vorgesehen. Die Pläne waren detailliert ausgearbeitet.
Paramilitärische „Heimatschutzkompanien“ sollten gebildet werden. Sogar Massenhinrichtungen waren geplant.
Bei Razzien wurden über 360 Schusswaffen sichergestellt. 150.000 Schuss Munition beschlagnahmt.
Die Beweislage erscheint umfangreich. Die Verteidigung spricht dennoch von einer angeblichen Luftnummer.
Aussagen und gegenseitige Belastungen der Angeklagten
Die Vernehmungen der Beschuldigten enthüllen ein komplexes Netz aus Schuldzuweisungen und widersprüchlichen Darstellungen. Jede Aussage wirft neue Fragen auf und verändert die Dynamik des Verfahrens.
Besonders auffällig ist das Phänomen der gegenseitigen Belastungen. Die Angeklagten versuchen oft, eigene Verstrickungen herunterzuspielen und andere stärker zu involvieren.
Heinrich XIII. Prinz Reuß: Der Hauptangeklagte und seine Verteidigung
Heinrich XIII. Prinz Reuß zeigte sich während seiner Vernehmung sichtlich aufgewühlt. Er bestritt konsequent alle Vorwürfe der Bundesanwaltschaft.
Seine Verteidigung argumentiert mit Nachdruck: „Es liegen keine Beweise für konkrete Umsturzpläne vor“. Dieser Standpunkt wird in jeder Verhandlung erneut betont.
Der Adelige beharrt auf seiner Unschuld. Seine Rolle als angebliches Staatsoberhaupt bezeichnet er als reine Fantasie der Anklagebehörde.
Birgit Malsack-Winkemann: Sechstägige Aussage und Widersprüche
Sechs Prozesstage lang stand Birgit Malsack-Winkemann den Fragen des Gerichts Rede und Antwort. Die ehemalige Abgeordnete bestritt jede Beteiligung an gewaltsamen Plänen.
Doch ihre Aussagen enthielten merkliche Widersprüche. Besonders auffällig waren Erklärungen zu Chatnachrichten über angebliche „Vorhaben“ nach der Bundestagstour.
Ihre Glaubwürdigkeit wurde mehrfach in Frage gestellt. Die Richter zeigten sich von einigen Erklärungen wenig überzeugt.
Maximilian Eder: Vom Ex-Soldaten zum angeklagten Putschplaner
Der ehemalige KSK-Offizier bezeichnete die Vorwürfe zunächst als „kompletten Schmarrn“. Später gestand er jedoch Überlegungen zu einem sogenannten „Berliner Fenstersturz“ ein.
Eder insinuierte sogar Gewaltandrohungen gegen Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn. Diese Aussagen sorgten für erhebliche Unruhe im Saal.
Seine Zeugenbefragung endete abrupt. Der Ex-Soldat brach seine Aussage ab und forderte Zugang zu 15.000 E-Mails – eine Forderung, die den Prozess verzögert.
Weitere Angeklagte und ihre Verstrickungen in die Umsturzpläne
Peter W. dokumentierte bei der Bundestagstour detailliert Gebäudepläne und Notausgänge. Die Anklage wertet dies als Vorbereitung terroristischer Aktionen.
Johanna Findeisen-Juskowiak, ehemalige „Die Basis“-Politikerin, notierte Codewörter wie „Buntstifte = Waffen“. Diese Chiffren sollten die Kommunikation tarnen.
Ein Zeuge namens Michael H. belastete zunächst die Führungsriege schwer. Später wurde er als verurteilter Betrüger entlarvt, der das Gericht bewusst belog.
| Name | Rolle in den Aussagen | Besondere Enthüllungen |
| Heinrich XIII. Prinz Reuß | Bestreitet alle Vorwürfe | Keine Beweise für konkrete Pläne |
| Birgit Malsack-Winkemann | Sechstägige Vernehmung | Widersprüchliche Chat-Erklärungen |
| Maximilian Eder | Gestand Teilaspekte | „Berliner Fenstersturz“-Pläne |
| Peter W. | Dokumentierte Gebäudedetails | Notausgänge und Fluchtwege |
| Johanna Findeisen-Juskowiak | Verwendete Codewörter | „Abholzen = Personenbeseitigung“ |
Die Vielzahl an widersprüchlichen Aussagen erschwert die Aufklärung erheblich. Wie bei ähnlichen Verfahren am Oberlandesgericht zeigt sich: Je komplexer der Fall, desto schwieriger die Wahrheitsfindung.
Das kommende Jahr wird weitere Enthüllungen bringen. Die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung muss für jeden Einzelnen nachgewiesen werden.
Beweislage und Zeugenaussagen im Reichsbürgerprozess
Die Beweisführung im laufenden Verfahren gestaltet sich besonders komplex. Sowahl belastende Indizien als auch widersprüchliche Aussagen prägen die Verhandlungen.
Belastende Zeugen: Glaubwürdigkeit und Widerlegungen
Ex-Generalleutnant Frank Leidenberger trat als Zeuge auf. Er berichtete von Werbeversuchen Maximilian Eders für einen Staatsstreich.
Doch konkrete wörtliche Zitate konnte er nicht liefern. Diese Unschärfe schwächt die Glaubwürdigkeit seiner Aussage erheblich.
Ein Polizist des Bundestags und ein Staatsanwalt ergänzten die Zeugenliste. Sie erläuterten Sicherheitslücken und wichtige Ermittlungsergebnisse.
Beweismittel: Chats, Videos und Dokumente der Gruppe
Die Kommunikation der Gruppe offenbart bizarre Fantasien. In Chats und Videos träumten sie von einer „Allianz“ aus Trump-Regierung und Putins Russland.
Illiberale Staaten sollten den Umsturz unterstützen. Diese Vorstellungen wirken realitätsfern, zeigen aber die Radikalität der Pläne.
Besonders verstörend: Dokumente mit Plänen für Massentötungen. Muslimen und Antifaschisten war nach einem Putsch die Eliminierung zugedacht.
Sogar Masseneinäscherungen waren detailliert vorgesehen. Diese grausamen Visionen unterstreichen die Gefährlichkeit der Vereinigung.
Die Tour durch den Bundestag: Touristisch oder terroristisch?
Die Bundestagstour im Spätsommer 2021 wirft viele Fragen auf. Birgit Malsack-Winkemann fungierte als „Tourguide“.
Die Dokumentation wirkt jedoch ungewöhnlich detailliert. Tiefgaragen, Fluchtwege und Notausgänge wurden genau festgehalten.
Richter Bonk konfrontierte die Angeklagte mit inkriminienden Chats. Darin ist von „Vorhaben“ die Rede – nicht von touristischen Interessen.
Diese Chatnachrichten widerlegen die harmlose Darstellung. Die Anklage wertet die Tour als Vorbereitung eines Angriffs.
Waffen und Munition: Die militärische Ausrüstung der Verschwörer
Die Beschlagnahmungen belegen die Ernsthaftigkeit der Pläne. Über 360 Schusswaffen und 150.000 Schuss Munition wurden sichergestellt.
Diese militärische Ausrüstung spricht eine klare Sprache. Dennoch fehlen direkte Tatnachweise für einen unmittelbar bevorstehenden Umsturz.
Die Verteidigung nutzt diese Lücke geschickt. Sie zweifelt die Beweislage an und wirft der Bundesanwaltschaft vor, Medien mit Akteninhalten versorgt zu haben.
Dies führte sogar zu einem Einstellungsantrag. Das Gericht muss nun die Beweiskraft jeder einzelnen Aussage und jedes Indiz prüfen.
Für Heinrich XIII. Prinz Reuß und die anderen Angeklagten entscheidet diese Bewertung über Freiheit oder Haft. Das Verfahren bleibt damit spannend und unvorhersehbar.
Fazit: Stand und Ausblick des Frankfurter Reichsbürgerprozesses
Der Ausgang dieses historischen Terrorprozesses bleibt ungewiss, doch die Ermittlungen deuten auf langwierige Verhandlungen hin. Termine sind bis Januar 2026 geplant, doch ein Ende des Verfahrens ist nicht absehbar.
Das Gericht lehnt Freilassungsanträge ab, was auf mögliche Verurteilungen hindeutet. Die Verteidigung kritisiert den schleppenden Prozess als Strategie der Anklage.
Richter Bonk führt das Verfahren mit Geduld, trotz häufiger Unterbrechungen. Die Aufklärung schreitet langsam voran, ähnlich einem Puzzle mit vielen Teilen.
Der Reichsbürger–Prozess könnte richtungsweisend für den Umgang mit rechtsextremen Netzwerken werden. Die Justiz steht vor einer historischen Herausforderung.



